Digitale Zahnmedizin trifft auf Tradition aus dem 19. Jahrhundert

Dezember 2021
von Oliver Rohkamm
Dental Journal, Österreich

Dr. Fartushna legt Wert darauf, dass Wohlfühlen kein Fremdwort ist.

Dr. Antonia Fartushna eröffnete nach einigen Jahren als niedergelassene Kieferorthopädin am Graben in der Ordination von Dr. Kristina Worseg eine eigene Praxis. Dabei setzt sie voll auf die Cloud und digitale Lösungen. Kabel und Server sucht man vergeblich, dafür gibt es handgemalte Bilder an der Decke.

Allein die Eröffnung im September hatte es in sich. Unter den zahlreichen Gästen waren Heikki Kyöstilä, Präsident der Planmeca Group, Mag. Vadym Kovalevskyi, Geschäftsträger der Botschaft der Ukraine, Antti Putkonen, Deputy Head of Mission der Botschaft Finn­lands, Dr. Kristina Worseg, bekannte Promizahnärztin, La Hong, österreichischer Modeschöpfer und „ Miss Europe" Beatrice Körner. Das dental journal austria war ebenfalls vor Ort und fand Zeit für ein kurzes Interview zu Standort, Einrichtung und Behandlungskonzept:

dental journal: Hintergrund zum Haus: Was hat Sie veranlasst gerade an dieser Adresse ihre Praxis zu er­öffnen?
Dr. Fartushna: Dieses Palais wurde von einer US­amerikanischen Versicherung in Auftrag gegeben. Da ich unter anderem in New York tätig gewesen bin, stellt dieses Haus eine Verbindung mit der US-Metropole her. Außer­dem brauche ich nur drei Minuten von meiner Wohnungs­tür bis zur Praxistür. Ich mag die Verbindung von Zeitgenös­sischem und der Geschichte. Die größte Herausforderung war es, diese Verbindung organisch und plastisch zu gestal­ten. Und da ich schon die Gelegenheit hatte, wollte ich eine kieferorthopädische Praxis aufbauen, welche die Patienten nicht nur wegen schönen und gesunden Lächelns aufsuchen.

Können Sie unseren Lesern auch etwas zur Historie des Hauses sagen?
Dieses Palais wurde 1891 erbaut, und zählte damals zu den modernsten Häusern Wiens. Es hat­te eine unabhängige Anlage für elektrische Beleuchtung, eine Telefonverbindung, 4 Aufzüge und die Räume wurden durch Dampf erwärmt. Damals waren 3 Stockwerke für Büros angelegt, und 3 weitere für Wohnungen, welche die modernste Ausstattung ihrer Zeit hatten.

Wie groß ist die Praxis aktuell? Wie viele Behand­lungseinheiten haben Sie?
Die Praxis misst insgesamt 240 m'. Sie ist zweigeteilt - Behandlungsräume und Vor­tragsraum. Die Praxis ist auf fünf Behandlungseinheiten ausgelegt, vier davon sind schon installiert. Darüber hinaus haben wir das DVT-Gerät Viso G7 von Planmeca, welches uns nicht nur die erweiterte Diagnostik in der Zahnmedizin, sondern auch im Bereich von HNO und Schlafmedizin, aber auch Kiefergelenkanalysen mit 4D-Jaw Motion Modul ermöglicht.

Das Interiordesign stammt vom Schweizer Innenarchitekturbüro IN2.

,,Art, Technology & Care"

Ihr Slogan lautet: Art, Technology & Care. Was verste­hen Sie darunter? Was macht das Behandlungskonzept Ihrer Praxis aus?
Wir verstehen dies sehr wortwörtlich: Art, weil meine Praxis in einem Artobjekt liegt, und Art be­stimmt das Design der Praxis. Technology, denn wir setzen die modernen Technologien nicht nur in der Zahnmedizin, sondern auch in Supportprozessen ein. Das bedeutet, wir werden mit dem Fortschritt Schritt halten. Care, denn wir behandeln und kümmern uns um unsere Patienten. 

Wenn man die Praxis betritt, fällt auf, dass es keinen Empfang im klassischen Sinn gibt. Was ist die Idee dahinter?
Ich bin nicht nur eine Zahnärztin, sondern auch Patientin. Und ich habe mir sehr oft Gedanken gemacht, in welchen Wartebereichen ich auf meinen Arzt warten möchte. Wir wissen alle, das Warten auf den Arzt ist stres­sig und beunruhigend. Daher soll der Wartebereich in mei­ner Praxis die Anspielung auf eine Bar oder Lobby eines Parkhotels ins Gedächtnis rufen, aber auch Gemütlichkeit vermitteln. Das Lichtkonzept haben wir mit unseren Desig­nern abgestimmt, damit das Gefühl der Geborgenheit ent­steht. Eine Rezeption, wo laut telefoniert wird, und es voll gestapelt mit Unterlagen ist, passt nicht in das Konzept.

Könnten Sie etwas zum technischen Konzept sagen? Aufgefallen sind mir das sehr anspruchsvolle Röntgen­gerät, die hochwertigen Behandlungseinheiten ohne Bildschirme und die Computer ohne Kabel.
Meine inter­nationalen Erfahrungen, nicht nur in der Kieferorthopädie, haben meine Vision und Überzeugung insofern geprägt, dass ich die „cutting edge" Technik zur Unterstützung ha­ben muss. Mit dem Planmeca Viso G7, dem einzigen Gerät, welches in der Zahnmedizin den kompletten Kopf abbilden kann, kann ich sehr genaue Diagnostiken machen. Kabel gebundenheit ist für mich wie Fußsehellen, sie schränkten nicht nur die Mobilität innerhalb der Praxis ein, sondern ver­hindern auch den cleanen Look der Praxis. Computer müs­sen nicht so groß, sperrig und kabelgebunden sein, um die erwünschte Leistung zu liefern. Ein Tisch ohne großem Monitor und Tower irgendwo in der Schublade, mit Kabeln drum herum, ist definitiv etwas, was ich eliminieren wollte. Ein großer Grund ist auch die Möglichkeit, alle Flächen zu desinfizieren bzw. zu sterilisieren. 

Das Motto lautet: Art, Technology & Care.

Technische Ausstattung

Für welche technische Ausstattung haben Sie sich entschieden? Warum Plandent? Warum Planmeca?
Die Bedürfnisse von Zahnärzten und Kieferorthopäden sind un­terschiedlich. Um offen zu sein, ich habe mir alle Topfirmen auf dem österreichischen Markt im Bereich Zahnmedizin angesehen. Die Firmen, mit welchen meine Kollegen z.B. in den USA arbeiten, konnte ich in Österreich nicht finden, bzw. der Support wäre nicht gewährleistet gewesen. Und es gab nicht viele Firmen, die meinen kieferorthopädischen An­forderungen gerecht werden konnten. Was jedoch optimal in mein Zielbild passte, war Planmeca. Ich kenne Planmeca schon seit 2007, und meine coolen Kollegen in den USA, aber auch in anderen Ländern, sind sehr mit den Röntgen­geräten zufrieden. Darüber hinaus konnte Planmeca meine Vorstellung von einer KFO-Einheit voll umsetzen. Die Ultra­Relax Polsterung der Stühle ist sehr weich und komfortabel, meine Patienten sind begeistert. Für mich war nicht nur die Qualität ausschlaggebend oder die Gestaltungsmöglichkei­ten wie etwa die Units mit einem seitlichen Tragarm und hängenden Instrumentenschläuchen ausstatten zu können -was eine schwebende Ansicht verschafft -sondern auch die menschliche Komponente. Nachdem ich Ende 2020 Pl­anmeca in Helsinki besucht habe, konnte ich mich vor Ort überzeugen, welche Leidenschaft die Fachleute für ihre Ar­beit entwickelt haben. Plandent versteht es diese Leiden­schaft auch in der Planung und im Service hervorragend um­zusetzen. Es gab in der Planungs- und Umsetzungsphase eine sehr harmonische Zusammenarbeit.

Behandlungskonzepte werden visuell und digital dargestellt und erklärt.

Alles in der Cloud

Ich habe keinen Server gesehen. Was ist der Hintergrund für ihre Entschei­dung, alles in die Cloud zu geben. Welche Herausforderungen brachte dieser
Schritt mit sich?
Cloud-Lösungen sind sehr weit verbreitet in sehr vielen Branchen, und die Zahnmedizin muss nachziehen. Cloud-Lösungen bieten hohe Sicherheits­standards, aber auch Flexibilität, welche mit einem Server in der Praxis schwer zu erzielen sind. Diese sind zwar in der Anschaffung billiger, aber die laufenden Kosten sind dann höher. Auf der anderen Seite entfallen die Kosten für Kühlung, Back-up und entsprechende technische Unterstützung vor Ort. Die größte Herausforderung war es, zahnärztliche Programme zu finden, die perfekt die Cloud unterstützen, den Server entsprechend zu dimensionieren, sowie die Startschwierigkeiten zu bewäl­tigen.

Was können Sie zu weiteren nicht technischen Ausstattung sagen, wie z.B. Bilder, Vorhänge, etc.?
Malen ist mehr als ein Hobby, und als wir die Möglichkeit gefunden haben, dass meine Bilder als Tapete an die Decke in den Behandlungsräu­men kommen können, so fiel die Entscheidung leicht. Das lnteriordesign stammt vom Schweizer Innenarchitekturbüro IN2, sie haben die Geschichte und Architektur des Hauses studiert, bevor sie das Konzept, welches auch meine Vorstellungen integrierte, präsentierten. Das Gesamtkonzept umfasst Designermöbel, Wieder­aufnahme der Farben und Gestaltungstechniken vom Palais Equitable, Gemütlichkeit und entspannt sein im War­tebereich und Personalraum, aber auch die Funktionalität in den Sterilisations-und Behand­lungsräumen.

Wie gross ist aktuell das Team. Gibt es weitere Zahn­ärzte? Welche Rolle hat Ihr Mann? Soweit ich weiss ist er ja IT Experte und für die Tech­nik verantwortlich?
Derzeit ar­beite ich mit 5 Assistentinnen. In Österreich darf ein Zahnarzt keine weiteren Zahnärzte anstellen, und andere Geschäftsformen an diesem Standort kommen derzeit nicht in Frage. Mein Mann Kostiantyn Makeiev unterstützt mich in all den Belangen abseits der Behandlungsplanung, technisch, organisatorisch, aber auch emotional. Er ist großer Experte im Bereich Prozessmanagement und modernen Technologien.

Ein paar Worte zu Ihrem Werdegang?
Ich bin mit der Kieferorthopädie quasi seit 2003 verheiratet: Ich absolvierte ein dreijähriges kieferorthopädisches Programm, war in meinem Beruf in der Ukraine und den USA tätig und besuchte ab 2003 viele internationale Kurse und Programme. Nachdem mein Mann ein Angebot in der Ta­sche hatte, nach Österreich zu ziehen, habe ich die Nostrifikation meines Diploms begonnen. Ich habe großes Interesse nicht nur in der praktischen Kieferorthopädie, sondern auch in der Wissenschaft. Ich habe einen PhD Titel und bin begleitend als Gastforscherin an der Medizinischen Universität Wien tätig. 

Welches sind Ihre Ziele mit der Praxis in den nächsten 5 bis 10 Jahren?
Diese Frage ist sehr interessant. Ich würde meine Antwort teilen: karriere-und patientenbezogen. Prophylaxe muss Nummer eins sowohl für Zahnärzte als auch für Patienten werden. Mein Ziel ist, dass Kinder ohne Füllungen mit gesundem funktionellem Biss erwachsen werden. Den zweiten Teil besprechen wir in einem separaten Interview-da habe ich einige interessante lnsights mit Euch zu teilen. 

Ing. Katharina Huber
Planung und Projektmanagement

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